22.10.2020
Porträt von Daniel Dunkel, Schweizer Familie

“Bewusst verzichteten wir auf Corona-News”

Trotz werbewirtschaftlich angespannten Zeiten zeigt die Schweizer Familie eine stabile Entwicklung. Der neu eingeführte Newsletter konnte seit Juli 2020 über 12’000 Abonnenten überzeugen. Das Erfolgsrezept des erstmals 1894 erschienenen Titels? Daniel Dunkel, langjähriger Chefredaktor der Zeitschrift verrät uns im Interview, was die Schweizer Familie ausmacht.

 

Herr Dunkel, Anfang Oktober präsentierte die WEMF mit der MACH Basic die aktuellen Leserschaftszahlen. Wie haben Sie und Ihr Magazin die Lockdown-Phase erlebt? Hatten Sie spürbare Einbussen zu verzeichnen?

Wir mussten uns über Nacht vom quirligen Redaktionsalltag verabschieden und auf einen digitalen Workflow im Homeoffice wechseln. Wir mussten Laptops beschaffen und konfigurieren, Bildschirme per Autos nach Hause fahren und Mitarbeitende auf die neuen Abläufe einfuchsen. Erstaunlich war, wie schnell der externe Zugriff auf die Redaktionssysteme realisiert wurde. Prozesse, die als unmöglich galten, waren plötzlich machbar. Im Nutzermarkt spürten wir, dass die Menschen im Lockdown Zeit zum Lesen fanden. Nicht nur über die Pandemie sondern auch über schöne und erfreuliche Dinge, die ablenken, Mut machen und beruhigen. Bewusst verzichteten wir auf Corona-News und blieben unserem Konzept treu:  Die Schweizer Familie zeigt die schönen Seiten der Schweiz. Ich glaube, die Leserschaft wusste das zu schätzen.  

 

Die Schweizer Familie gibt es nun schon seit über 125 Jahren und kann sich trotz allgemeinem Leser- und Auflagenschwund im Markt behaupten. Ihr Magazin zeigt also eine gewisse Krisenresistenz. Was machen Sie und Ihr Team besser als andere Publikationen? 

Wir bleiben vom Auflagen- und Leserschwund nicht verschont. Wobei es mich natürlich freut, dass unsere Zahlen stabiler sind als jene der Konkurrenz. Das liegt daran, dass die Schweizer Familie über viele langjährige Abonnenten und Leserinnen verfügt und ein klares Profil hat. Wir sind unverwechselbar, auch wenn wir mit der Schweizer Illustrierten und Landlust einzelne Themenfelder teilen. Und wir sind richtig gut geworden in dem, was wir machen. Wir haben ein feines Sensorium dafür entwickelt, was unsere Leserinnen und Leser interessiert, was ihnen Spass macht und wie wir sie überraschen können. Wir fahren eine breite Themenpalette, bewahren aber stets unseren Stil. 

 

Schweizer Familie - das suggeriert im ersten Moment Heimatverbundenheit, Bodenständigkeit, Tradition. Wie würden Sie das Magazin beschreiben?

Die Schweizer Familie ist wie unser Slogan: Überraschend anders. Die Inhalte sind so vielseitig wie das Leben in der Schweiz. Wir versuchen den Alltag abzubilden, nahe bei der Leserschaft zu sein und das Land und seine Traditionen immer wieder neu zu entdecken. Darüber hinaus bieten wir sehr viel Service und Inspiration für die Freizeit. Und wir lieben die Natur und die Tiere, die darin leben. Heimatverbundenheit und Bodenständigkeit sind verstaubte Begriffe, die der Schweizer Familie längst nicht mehr gerecht werden.

 

Screenshot Front Schweizer Familie

 

Screenshot Inside Schweizer Familie

 

Mit dem Magazin decken Sie also eine grosse Themenwelt rund um das alltägliche Leben ab. Für welche Werbekunden ist der Titel denn interessant?

Ich bin zwar kein Werbemarktleiter, aber ich bin überzeugt, dass wir ein glaubwürdiges und positives Werbeumfeld bieten. Die Schweizer Familie ist eine generationenübergreifende und familiäre Zeitschrift, die in der breiten Bevölkerung Ansehen geniesst. Unser Publikum schätzt Qualität, Verlässlichkeit, Fairness, Solidarität und Respekt vor der Umwelt und dem Leben.

 

Wo sehen Sie die Schweizer Familie in den nächsten 125 Jahren? Oder vielleicht etwas einfacher: Was steht in Zukunft an?

Da die Menschen Zeitschriften nach wie vor am liebsten auf Papier lesen, suchen wir das Heil nicht verbissen in der digitalen Welt.  Wir versuchen schöne, sinnstiftende und erlebbare Momente zu schaffen, etwa mit dem Nationalen Wandertag, unseren über 500 Feuerstellen, der Spendenaktion Sternenwoche in Kooperation mit Unicef und dem Märchenfestival Klapperlapapp, das wir präsentieren. Unsere Themen rund um den Alltag und die Freizeit werden nie aussterben. Auf welchen Kanälen wir sie in Zukunft spielen, weiss ich nicht. Vielleicht entwickeln wir uns zu einem Content-Lieferanten für das gesamte Tamedia-Universum. Vorläufig aber ist die Printausgabe noch immer ein Erfolg.

 

Herzlichen Dank für das Gespräch.