09.11.2023
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“Werbung ist zuallererst Kommunikation und Information”

In den letzten Jahren hat die Debatte über die Regulierung von Werbung in der Schweiz an Intensität zugenommen. Derzeit prüft das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) eine Revision des Lebensmittelgesetzes, welche Einschränkungen von an Kinder und Jugendliche gerichtete Werbung für Nahrungsmittel mit hohem Fett-, Zucker- oder Salzgehalt vorsieht.

Der Standpunkt der Gesetzgebung hat natürlich weitreichende Auswirkungen auf die Schweizer Werbelandschaft. Wir haben mit Jürg Bachmann, Präsident von KS/CS Kommunikation Schweiz, dem Dachverband der kommerziellen Kommunikation in der Schweiz, über das Thema gesprochen. 

 

Herr Bachmann, Tabak, Glücksspiele, bald auch Zucker – viele Politikerinnen und Politiker rufen nach Werbebeschränkungen und -verboten. Wie steht KS/CS dazu?
Der politische Druck auf zuckerhaltige Produkte nimmt tatsächlich dauernd zu. Der Regulierungsdruck wird nicht nur den Zucker-, sondern auch den Salz- und Fettgehalt von Produkten erfassen. Das schliesst dann noch viel mehr Lebensmittel ein, für die nicht mehr geworben werden dürfte. Denn ginge es nach dem Willen der WHO, würde beispielsweise auch Werbung für Schweizer Käse verboten. Neben Vorstössen von Politikerinnen und Politikern im nationalen Parlament, arbeiten auch die Departemente der Behörden fleissig an neuen Ideen, wie unsere Branche mit Verboten und Einschränkungen belegt werden könnte. Deshalb ist für uns klar: Unsere politische Arbeit ist und wird von Jahr zu Jahr wichtiger, um eine gut funktionierende Schweizer Werbewirtschaft zu erhalten und auch in Zukunft zu ermöglichen. 

Nehmen wir an, die Politik prüft solche Einschränkungen und Verbote trotzdem. Was würde das für die Werbebranche bedeuten?
Es trifft alle, die in der Werbebranche tätig und auf eine funktionierende Werbung angewiesen sind: die Auftraggeber, die Agenturen, die Vermarkter, die Medien und die Aussenwerbung. Jeder Teil der Wertschöpfungskette müsste damit rechnen, dass er Auftragsvolumen verliert. Das darf nicht sein. KS/CS Kommunikation Schweiz wird sich dagegen einsetzen. Und zwar überall, wo solche Gesetze und Verordnungen gemacht werden.

Was macht KS/CS Kommunikation Schweiz gegen diesen Verbotstrend? 
Als Dachverband der kommerziellen Kommunikation und insbesondere der Werbung setzen wir uns auf den Ebenen der eidgenössischen, kantonalen und kommunalen Politik in der Schweiz ein. Unseren Fokus legen wir dabei primär auf die Ebene des nationalen Parlaments. Wo nötig, bringen wir uns auch in die werbepolitische Entwicklung in Kantonen und Gemeinden ein. Unser Ziel ist eine Gesetzgebung, die der Werbung möglichst grossen gestalterischen Freiraum lässt. Werbung soll weder mit unausgewogenen Regulierungen noch mit ineffektiven Verboten behindert werden. Denn Werbung ist zuallererst Kommunikation und Information. Das sehen auch diverse Konsumentenumfragen so. Wir vertreten klar den Standpunkt, dass legal erhältliche Produkte und Dienstleistungen auch beworben werden dürfen. Unnötige Werbeverbote gaukeln Lösungen vor, ohne solche zu schaffen. Sie treffen nicht das Problem, das gern gelöst würde, sondern die Menschen, die in der Werbebranche arbeiten. KS/CS steht für einen starken Werbeplatz Schweiz ein.

Wie bringt sich KS/CS ganz konkret bei diesen politischen Prozessen ein? 
KS/CS hat mehrere effektive Instrumente zur Verfügung, um auf solche Entwicklungen Einfluss zu nehmen. Wir überwachen die eidgenössische Politik im Hinblick auf Gesetze und parlamentarische Vorstösse, die die Werbung beeinflussen. Wird ein solcher Vorstoss im Parlament eingereicht, erarbeiten wir zusammen mit unseren Mitgliedern in thematischen Arbeitsgruppen Positionen und Argumentarien. Diese stellen wir dann zum richtigen Zeitpunkt im politischen Prozess den Mitgliedern der Parlamentarischen Gruppe «Markt und Werbung» zur Verfügung. Zusätzlich haben wir die Möglichkeit, die Interessen der Branche auf direktem Weg ins Parlament zu tragen und stehen als Kompetenzzentrum für politische und zusammen mit unserer Fachjuristin für rechtliche Fragen zur Verfügung. 

Wie können die betroffenen Unternehmen KS/CS bei ihrer politischen Arbeit unterstützen?
Den stärksten Effekt hat eine Mitgliedschaft bei KS/CS. Dabei unterstützen Unternehmen unsere Arbeit direkt und werden dafür in diese eingebunden. Zusätzlich profitieren unsere Mitglieder von regelmässigen branchenrelevanten Informationen und sind, was aktuelle politische und rechtliche Entwicklungen anbelangt, top informiert.

Herzlichen Dank für das Gespräch.